Es lohnt sich, die Reaktionen auf das Rücktrittsangebot von Kardinal Marx etwas genauer zu analysieren, denn sie offenbaren sehr deutlich, worum es den Progressisten geht:
Diesen Text gibt es auch als Video unter: https://youtu.be/4RM6Fs6D_zA
Anette Schavan, bis 2018 deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl „zeigte sich zuversichtlich, dass der Reformprozess Synodaler Weg gestärkt werde. "Der Einfluss derer, die keine Erneuerung der Kirche wollen, wird immer weniger relevant werden.“ (Zitat aus Zeit vom 5. Juni 2021)
Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK): „Der von ihm mit ins Leben gerufene Synodale Weg ist der einzige gangbare, um die zarte Pflanze Vertrauen zu pflegen.“ (Deutschlandfunk)
Johanna Rahner, Professorin für Dogmatik und Ökonomische Theologie an der „Eberhard Karls Universität“ Tübingen: „Hier sollten wir tatsächlich ins Eingemachte gehen“, sagt sie. „Es geht um Macht und Machtmissbrauch in der Kirche, um Beteiligungsgerechtigkeit, insbesondere für Frauen. Es geht um Sexualität.“ Außerdem gehe es auch darum, wie die katholische Kirche ihre Ämter und Sakramente strukturiere. „Es geht nicht mehr weiter mit den ewiggestrigen Lösungen.“ (Deutschlandfunk)
Besonders wichtig:
Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz: „Alle, die denken, dass die Kirche aus dieser massiven Krise herauskommen könnte durch ein paar Schönheitsreparaturen äußerlicher Art, juridischer Art, verwaltungsmäßig, die täuschen sich.“ „Man habe in der Kirche "solches Systemversagen" wahrgenommen, dass es darauf nur "systemische Antworten" geben könne, "die fundamental sind".“ (zitiert aus „Katholisch.de“ vom 5. Juni 2021)
Ebenfalls Bischof Bätzing aus „Katholisch.de“: „Im ZDF sagte Bätzing am Freitagabend, im "Synodalen Weg" hätten die Bischöfe zusammen mit den Laien in Deutschland versucht, systemische Fragen aufzugreifen und ehrlich zu beantworten. "Aber es gibt massive Kritik an diesem Weg und ich habe den Eindruck, manche denken, es wäre mit einigen Schönheitsreparaturen an der Kirche Genüge getan, dann wäre alles wieder gut." Dem widerspreche er selbst ebenso wie Kardinal Marx, sagte Bätzing. "Es geht um fundamentale Reformen in der katholischen Kirche, ohne die wird es nicht weitergehen."
Aus diesen Reaktionen lassen sich nur zwei Schlussfolgerungen ziehen:
Erstens: Es geht nicht primär um die Bekämpfung des Missbrauchs. Der Missbrauch wurde sogar in den Stellungnahmen kaum erwähnt. Nein, es geht um den (möglicherweise letzten) Versuch, die alte progressistische Zerstörungsagenda durchzusetzen: Abschaffung des Zölibats, Abschaffung der Sexualmoral, Frauenpriestertum, Segnung homosexueller Partnerschaften, Demokratisierung der Kirche etc.
Es geht also um die Gründung einer egalitären Nationalkirche in Deutschland.
Zweitens: Es ist auffällig, dass alle nach dem Rücktrittsangebot unisono der Auffassung waren, den „Synodalen Weg“ verteidigen zu müssen. Sie empfinden, dieser befände sich in existentieller Gefahr. Das kann nur bedeuten, dass die Progressisten selber erkennen, dass der Karren tief im Dreck steckt. Bischof Bätzings Appelle am Synodalen Weg festzuhalten sind geradezu verzweifelt.
Fakt ist: Der Synodale Weg hat in Deutschland radikale Elemente auf den Plan gerufen, denen das Gefühl vermittelt wurde, ungehemmt ihre antikatholischen Forderungen aussprechen zu können, wie etwa Frauenpriestertum oder Abschaffung der Sexualmoral.
Möglicherweise machten sich die Radikalprogressisten Hoffnungen, diese Forderung würden im jetzigen Pontifikat erfüllt werden. Das ist aber nicht der Fall.
Kardinal Marx oder Bischof Bätzing müssten diese radikalprogressistischen Gruppen in die Schranken weisen, doch dafür haben sie entweder nicht den Mut oder sie wollen das nicht.
Foto: Pressefoto Synodaler Weg, Jochen Reichwein