Montag, 24. Mai 2021

Weltsynode: Deutsche wollen egalitäre Dauer-Versammlung

 

Pressefoto Synodaler Weg, Jochen Reichwein

Konservative Stimmen in Deutschland meinen, die jüngst angekündigte Weltsynode würde nun den deutschen „Synodalen Weg“ disziplinieren und in eine geordnete Bahn bringen. Das ist eine gewagte Prognose. Denn gleich nach der Ankündigung gibt es schon progressistische Stimmen, die radikale Forderungen stellen: Die Weltsynode soll eine Demokratisierung einleiten und eine egalitäre Kirche errichten.

Diesen Text gibt es auch als Video unter: https://youtu.be/RrdBX06F_SY

Thomas Söding, Professor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum, erläutert in einem Beitrag für Katholisch.de, was für ihm das Ziel der Weltsynode sein sollte:

„Ein Schlüssel für die Zukunft der Kirche ist es, das Prinzip Synodalität auf Dauer zu stellen.“

Das entspricht nichts anderem, als der Einrichtung eines immerwährenden Kirchenparlaments. 

Wohin das führt, kann man am deutschen „Synodalen Weg“ sehen: Eine völlig egalitäre Versammlung, in der die absurdesten und unkatholischsten Thesen verkündet werden dürfen, über die anschließend ewig diskutiert werden soll. Wenn diese Diskussionen nicht zu konkreten praktischen Ergebnissen führen, prescht man vor, wie etwa mit den Segnungen homosexueller Partnerschaften am 10. Mai 2021.

Diese immerwährende Synode soll wohl nicht hierarchisch strukturiert sein, sondern egalitär:

Zitat: „Synoden bringen zum Ausdruck, dass alle Macht von Gottes Geist ausgeht – und auf jeden Fall mitten im Volk ankommt, wie das Neue Testament vor Augen stellt. Pfingsten ist das Fest der ganzen Kirche; es ist das Fest aller Getauften und Gefirmten, es ist auch das Fest einer Völkerverständigung, die im Namen Gottes Frieden stiftet.“

Was Söding unerwähnt lässt: In den Versammlungen des Neuen Testament, wie etwas das Konzil von Jerusalem, herrschte stets eine Hierarchie. Diese Hierarchie wurde vom Heiland selbst eingesetzt. ER bildete das Kollegium der Apostel mit Petrus als Haupt. Deshalb kam es zu Beschlüssen, welche die Welt veränderten, wie etwa die Heidenmission.

Der deutsche „Synodale Weg“ im Vergleich dazu: Dort wirkt nicht „der Heilige Geist, der Mitten im Volk ankommt“. Im Synodalen Weg gibt es sehr gut organisierte innerkirchliche Lobbygruppen, die gezielt versuchen, die Deutungshoheit zu gewinnen. Es ist völlig naiv zu meinen, beim „Synodale Weg“ würden Gleichberechtigung oder Demokratie herrschen. Der „Synodale Weg“ wird von knallharten Machtinteressen geleitet, nicht vom Heiligen Geist.

Wie viele andere Progressisten auch, ist dieser Theologe der Auffassung, die hierarchische Gestalt der Kirche sei ein Produkt der Zeit:

„In der Moderne hingegen konzentriert sich immer mehr auf die Bischöfe. Nach heutigem Kirchenrecht sind Synoden Bischofsversammlungen. Nur ausnahmsweise können auch andere Gläubige herangezogen werden, aber selbst Priester, Diakone und Ordensleute nur mit beratender, nicht mit entscheidender Stimme.“

Dass der Papst und die Bischöfe entscheiden folgt unmittelbar aus der hierarchischen Verfassung der Kirche. Diese ist auch im Zweiten Vatikanischen Konzil festgeschrieben (Konstitution Lumen Gentium). Die hierarchische Verfassung der Kirche entspringt der Indefektibilität der Kirche: Nur eine hierarchische Kirche kann das Irrtum abwehren und deshalb bis zum Ende der Zeiten den gleichen Glauben bewahren (Video "Was ist die Indefektibilität der Kirche und warum ist sie so wichtig": https://youtu.be/MqO3MEjDtAI ).

Ein letztes Zitat: „Die ganze Kirchengeschichte hindurch gibt es Synoden, die keineswegs nur "Kleriker", sondern auch "Laien" in Beratungs- und Entscheidungsprozessen verbunden hat. Es hat auch immer Abstimmungen gegeben – wenn es gut ging, mit sehr großen Mehrheiten.“

Erneut bekräftigt Söding: Die Synode – und damit meint er wohl die Kirche – hat egalitär zu sein. Die Bischöfe wären in diesem Kontext bestenfalls so was wie Moderatoren, die Kirche soll wohl ohne Strukturen, ohne fest umrissen Territorien, ohne Hierarchie auskommen.

Foto: Pressefoto Synodaler Weg, Jochen Reichwein