Mit dieser Aussage wolle Kardinal Marx die „Erwartungen an die Familiensynode dämpfen“, so KNA.
Gemeint sind die Erwartungen linkskatholischer Gruppierungen, wie etwa des „Zentralkomitees der deutschen Katholiken“ (ZdK) von „Wir sind Kirche“ oder von Kirchenverbände wie der „Katholische Deutsche Frauenbund“ (KDFB).
Wenn das tatsächlich die Absicht des Münchner Kardinals ist, so haben wir es mit einer wichtigen Änderung der Strategie des deutschen Linkskatholizismus hinsichtlich der Familiensynode in Rom und der Familienpastoral generell zu tun.
Der deutsche Linkskatholizismus stellte sich nämlich im vergangenen Jahr ganz hinter den liberalen Vorstellungen von Kardinal Walter Kasper zur Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion.
Doch die Reformkatholiken, wie sie sich selber nennen, wollten eigentlich viel mehr und begannen rasch, radikalere Forderungen zu stellen: Anerkennung außerehelicher Beziehung, Neubewertung der Homosexualität, moralische Unbedenklichkeit von künstlichen Verhütungsmittel usw. Ihrer Ansicht nach soll die katholische Sexualmoral der sexuellen Revolution der 1968er angeglichen werden.
Dass deutsche Laienverbände solche bizarren Forderungen stellen, ist nicht neu. Neu ist aber, dass im Vorfeld der Familiensynode auch deutsche Bischöfe vehement und lautstark auch solche Vorstellungen hinsichtlich Ehe, Sexualmoral und Homosexualität in der Öffentlichkeit verteidigten.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Delegation der Deutschen Bischofskonferenz für die Synode in Rom besteht ausschließlich aus Liberalen: Kardinal Reinhard Marx, der ernannte Erzbischof von Berlin, Heiner Koch und der Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode. Diese Delegation ist was Ehe und Familie angeht keineswegs repräsentativ für das deutsche Episkopat.
Aufgrund dieser Tatsache sah wohl der deutsche Linkskatholizismus die Zeit gekommen, endlich ihre unorthodoxen Ansichten zur Sexualität in der Weltkirche durchzusetzen. Sie wollten die Familiensynode schlicht missbrauchen, um Fakten zu schaffen.
Je näher der Beginn der Synode heranrückte, desto respektloser wurden deshalb die Forderungen von ZdK & Co.: Segnungen von homosexuellen Partnerschaften, von wilden Ehen und von zivilen Zweitehen. Jeder konnte sehen, dass diesen Gruppen das katholische Lehramt gleichgültig ist.
Kein Wunder, dass in Deutschland der Widerstand gegen diese Linie immer stärker wurde. Insbesondere Bischof Stefan Oster übte harsche Kritik an diesem deutschen Sonderweg.
Doch auch in der Weltkirche wuchs das Entsetzen über Deutschland. Die afrikanische Bischofskonferenz kündigte sogar Widerstand gegen die deutsche Delegation an, sollten sie ihre Linie in der Synode vertreten.
Zudem davon ist jedem bekannt, in welcher Krise das Glaubensleben in Deutschland steckt. Die anmaßenden Positionen der linken deutschen Bischöfe wurden zunehmend als Arroganz einer materiell reichen aber ansonsten armseligen Kirche empfunden.
In diesem Kontext schien ein Erfolg der deutschen Positionen hinsichtlich Sexualität, Ehe und Familie in der Synode immer unwahrscheinlicher.
Sollten Marx & Co. in Rom scheitern, wird die Enttäuschung im linkskatholischen Lager groß sein. Damit es nicht zu den üblichen pöbelhaften Protesten kommt, dämpft nun Kardinal Marx die Erwartungen. Er hofft, dass sich ZdK, „Wir sind Kirche“ usw. zusammenreißen.
Eine allgemeine Entwarnung ist aber nicht angebracht: Marx, Bode und Koch haben recht deutlich gemacht, dass sie sich die Liberalisierung bzw. die Schleifung der Sexualmoral wünschen. Aus Überzeugung hat Kardinal Marx also nicht gesprochen, seine letzten Aussagen sind reine Taktik.
Bleiben wir also wachsam.