Donnerstag, 4. Juni 2015

Familiensynode: Linkskatholiken konstatieren Polarisierung in Deutschland

Steffen Zimmermann, Chef vom Dienst des eher linksliberalen Informationsportals der Deutschen Bischofskonferenz katholisch.de, bedauert in einem Kommentar die Grabenbildung bei den Katholiken im Vorfeld der Familiensynode im Herbst 2015.

Er schreibt: „Was man dort (im Internet) seit Wochen in Blogs, Foren und auf privaten Internetseiten lesen kann oder muss, ist einmal mehr erschreckend. Da wird geschimpft, gedroht und denunziert, da werden Gläubige wahlweise als erzkonservative "Katholiban" oder als alt-liberale Häretiker verunglimpft. Von der Frohen Botschaft unseres Glaubens und der viel zitierten christlichen Nächstenliebe ist in diesen Diskussionen nichts zu spüren. Stattdessen wird man Zeuge eines unappetitlichen Online-Strafgerichts, in dem Andersdenkende auf den digitalen Scheiterhaufen geworfen werden.

Diese Feststellung ist aus verschiedenen Gründen interessant und wichtig:

Erstens: Noch bis vor wenigen Wochen besaß der Linkskatholizismus hinsichtlich der Familiensynode fast ein Monopol in der öffentlichen Meinungsmache. Praktisch nur die liberalen Positionen von Persönlichkeiten wie den Kardinälen Marx und Kasper oder von Bischof Bode wurden in der Öffentlichkeit verbreitet. Die große Mehrheit der Medien – kirchliche wie säkulare – berichteten so, als ob die deutschen Katholiken geschlossen hinter Marx & Co. stünden. Man musste schon suchen, um anders gelagerte Berichte zu finden.

Nun haben es die romtreuen und konservativen Katholiken geschafft, sich in der Öffentlichkeit bemerkbar zu machen. Diese Situation ist für die Linkskatholiken neu.

Zweitens: Zimmermann verzichtet völlig darauf, die Gründe für die vergiftete Atmosphäre zu erklären. Es gibt zwei Hauptursachen für diese tiefe „Grabenbildung“:

Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Bischofskonferenz, gibt recht deutlich zu erkennen, dass ihm die Ergebnisse der Familiensynode im Herbst egal sind. Es ist offenbar entschlossen, nach dem Motto „Wir sind keine Filiale von Rom“ seinen eigenen Weg zu gehen. Was Papst, Weltkirche und jedenfalls ein Teil der deutschen Katholiken darüber denken, ist ihm praktisch gleichgültig. Diese Politik musste zur Bildung eines Grabens führen.

Um ihre liberalen Vorstellungen hinsichtlich Ehe und Familie zu erreichen, fabrizierte die Deutsche Bischofskonferenz ein Papier zur Familiensynode mit dem Namen „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“. In diesem Dokument wurde dargestellt, dass die deutschen Katholiken mit der katholischen Lehre über Ehe und Sexualität angeblich nichts mehr anfangen können. Die Wahrheit aber ist, dass diese Umfrage mit einer geradezu lächerlich geringen Anzahl von Zeugnissen erstellt wurde. Offensichtlich wurde die Lage bewusst dramatisiert, um die Synode mit anmaßenden Forderungen zu erpressen. 

Noch ein Grund für die Grabenbildung sei hier angeführt: Das „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“, für die Deutsche Bischofskonferenz völlig ungerechtfertigter Weise die Stimme des deutschen Katholizismus, fordert in einem Positionspapier zur Familiensynode praktisch die Abschaffung der katholischen Sexualmoral: Akzeptanz außerehelicher Partnerschaften, Segnung von homosexuellen und sonstigen Partnerschaften, Akzeptanz künstlicher Verhütungsmittel usw. Diese Forderungen waren nicht nur anmaßend, sondern auch schismatisch.

Nach der Veröffentlichung des ZdK-Papiers brach ein Sturm des Protestes los. Gott sei Dank! Praktisch ohne Widerstand bewegte sich der deutsche Katholizismus hin zu einer spalterischen Haltung.

Stefan Zimmermann hat recht: Ja, es läuft ein Graben zwischen den katholischen Lagern in Deutschland.

Um diesen zu schließen müssen Kardinal Reinhard Marx und das ZdK wieder das Vertrauen aller Katholiken gewinnen. Sie müssen zeigen, dass erstens Deutschland keine Sonderwege gehen wird, zweitens Deutschland treu zu Rom steht und drittens, dass Deutschland dem katholischen Lehramt treu bleibt!