Der Hl. Pfarrer von Ars stand um 1:00 Uhr zum Beten auf |
Es ist zu befürchten, dass sich die deutschen Bischöfe völlig auf dem Holzweg befinden hinsichtlich der Überwindung dieser Krise.
Der sexuelle Missbrauch ist nämlich zunächst eine Sünde und diese ist in erster Linie Folge eines ungenügenden geistigen Lebens. Bestimmte „Strukturen“ können möglicherweise dazu beitragen, gewisse Sünden zu vertuschen, wie das tatsächlich passiert ist. Doch es die Entscheidung des Einzelnen, dem Bösen und damit der Sünde zu folgen. Und wie sämtliche ernsthaften Autoren der asketischen Literatur ausführen, ist das Fallen in besonders schwere Sünden das Ergebnis eines langen Prozesses der geistig-charakterlichen Verwahrlosung.
Aus der Sicht der Gläubigen wäre deshalb interessant zu erfahren, wie dieser Prozess der Dekadenz konkret ausgesehen hat und wie dieser beim bestehenden Klerus überwunden werden kann.
Deshalb sollten folgende Punkte eruiert und der Ist-Zustand beim aktiven Klerus festgestellt werden:
1. Mit welcher Ernsthaftigkeit, Häufigkeit und Beständigkeit praktizierten die inkriminierten Priester die wichtigsten katholischen Devotionen, wie etwa die regelmäßige Anbetung des Allerheiligsten, Beten des Breviers, die Herz-Jesu-Verehrung, die Andacht zur Muttergottes, inklusive des Betens des Rosenkranzes der Litaneien und sonstiger marianischer Gebete?
Klarheit über diesen Sachverhalt ist deshalb so wichtig, weil der Progressismus diese Andachtsformen nicht nur belächelt, sondern manchmal regelrecht bekämpft hat, was zu einer Schwächung des geistlichen Lebens bei Laien und bei Klerikern führte.
2. Ebenso wichtig wäre zu erfahren, wie stark in den Priesterseminaren die Notwendigkeit des Gebetes zur Vermeidung der Sünde und zur angemessenen Ausübung des Priesteramts erläutert wurde.
Wir schon oben angedeutet: Alle ernsthaften Moraltheologen sind sich einig, dass ein Leben nach Gottes Geboten ohne ein starkes Gebetsleben unmöglich ist. Noch weniger ein gutes Priesterleben. Dies wurde schon vom Konzil von Trient erkannt, weshalb den Priestern strenge Pflichten in dieser Hinsicht auferlegt wurden.
3. Der sexuelle Missbrauch ist eine besonders schwere Sünde. Doch sämtliche Sünden wider das 6. Gebot sind schwere Sünden (sofern vollkommene Zustimmung und Erkenntnis vorliegt). Hinzu kommt, dass der Priester zwar gültig, aber unwürdig handelt, falls er die Sakramente im Zustand der schweren Sünde erteilt. Insbesondere hat er die Messen, die er im Zustand der schweren Sünde zelebrierte, unwürdig gefeiert. Stirbt ein Priester mit nur einer unbereuten schweren Sünde, so folgt die ewige Verdammnis im Höllenfeuer. Man fragt sich: Werden diese Wahrheiten genügend in den Priesterseminaren vermittelt? Wird dafür gesorgt, dass nach der Weihe die Priester diese Wahrheiten immer gegenwärtig haben?
Diese Fragen sind mehr als berechtigt, denn in den letzten Jahren wurden Sünde und Göttliche Gerechtigkeit mehr oder weniger belächelt. Insbesondere hielten viele die Sünden wider das 6. Gebot für vernachlässigbar. Die Folgen dieser Laxheit sehen wir heute.
4. Die heute allgegenwärtig herrschende „sexuelle Revolution“ ist ein frontaler Angriff auf die Sexualmoral und auf die Lehre der Kirche über die Ehe. Werden die Priesteranwärter in den Seminaren genügend auf diesen Angriff (man kann auch von Versuchung sprechen) vorbereitet? Wird ihnen genügend erläutert, dass sie Bollwerke des Glaubens gegen diesen Angriff sein müssen?
Auch diese letzte Frage ist mehr als berechtigt, denn allzu oft wurden Personen, die auf die Bedrohung durch die sexuelle Revolution für die Seelen und das Seelenheil hinwiesen, belächelt oder gar verleumdet: Sie würden Ängste schüren, anstatt auf die Barmherzigkeit Gottes zu vertrauen.
Es ist zu wünschen, dass unsere Bischöfe diesen Fragen nachgehen und das Kirchenvolk darüber informieren. Insbesondere ist es wichtig zu erfahren, ob man die notwendigen Maßnahmen getroffen hat, damit Priester den Versuchungen des Fleisches widerstehen können.