Wörtlich: „Die Ermordung von Armeniern, Aramäern und Pontos-Griechen war keine religiös motivierte Tat. Aber wir dürfen daran erinnern, dass die Opfer Christen waren. Und dies war insofern nicht zufällig, als die Verbrechen in die Zeit des europäischen Nationalismus fallen. Die Homogenität von Volk und Staat war zur beherrschenden Ideologie geworden. Das Zusammenleben verschiedener Völker und Identitäten in einem Staat erschien immer weniger vorstellbar, geschweige denn wünschbar.“
Der Historiker Michael Hesemann und Autor des Buches „Völkermord an den Armeniern: Erstmals mit Dokumenten aus dem päpstlichen Geheimarchiv über das größte Verbrechen des Ersten Weltkriegs“ erklärte stattdessen gegenüber Domradio:
„Der Völkermord an den Armeniern war die größte und blutigste Christenverfolgung der Geschichte und darum war der Vatikan natürlich von Anfang an alarmiert. Denn es ging eben um Christen – sogar um katholische Bischöfe und Priester - die da ermordet wurden. In dem Moment, in dem klar wurde, in welchem Ausmaß die Geschehnisse dort stattgefunden haben, hat der Apostolische Delegat in Konstantinopel alles Menschenmögliche versucht. Im September 1915 hat dann der Heilige Vater, Papst Benedikt XV., mit einem Handschreiben den Sultan, das damalige Staatsoberhaupt der Türkei, um Gnade für die Armenier und die anderen verfolgten Christen gebeten. Der Erfolg war, dass der Brief sechs Wochen lang nicht übergeben werden konnte. Sechs Wochen lang versuchte der Apostolische Delegat vergeblich, einen Termin beim Sultan zu bekommen. Danach waren die Deportationen schon abgeschlossen.“