Samstag, 8. Mai 2021

Schisma-Vorwurf wegen Segnungen: Bätzing hat sich verrannt

Mathias von Gersdorff

Allein die Tatsache, dass der Vorsitzende der Bischofskonferenz die katholische Kirche in Deutschland vor dem Vorwurf des Schismas verteidigen muss, spricht Bände. So ruiniert ist das Ansehen im Ausland. Das Problem ist aber: Bischof Bätzing kann den Vorwurf nicht
glaubwürdig ausräumen.

Diesen Text gibt es auch als Video unter: https://youtu.be/OVqk7SAuxfM

Hier soll konkret ein Interview vom 6. Mai 2021 mit der italienischen ACI Stampa analysiert werden.

Auf die Frage, ob Deutschland ein Schisma zusteuert, antwortet Bischof Bätzing: 

„Ich möchte aber den Vorwurf zurückweisen, der uns wiederholt gemacht wird, wir seien schismatisch oder würden uns als deutsche Nationalkirche von Rom lösen wollen. Unsere Verbindung zu Rom und zum Heiligen Vater ist sehr eng. Alle, die offiziell an diesem Synodalen Weg teilnehmen, sind für den verbindlichen Charakter seiner Konklusionen verantwortlich. Die verbindliche Umsetzung liegt - je nach Argument - beim Heiligen Stuhl und/oder beim Ortsbischof. Ich wiederhole noch einmal: Die Kirche in Deutschland ist Teil der universalen Kirche.“

Bätzing tut so, als ob sich alle an diesen Regeln halten würden, was ja aber nicht der Fall ist! Am 10. Mai 2021 wollen etliche Priester gleichgeschlechtliche Paare segnen und es ist ihnen egal, was der Papst, die Weltkirche oder Bischof Bätzing denken. Sie werden es einfach tun und pfeifen auf die Autorität. Sie wollen nicht mehr warten, das ist doch offensichtlich.

Gerade aus diesem Grund sind die Warnungen aus der ganzen Welt vor einem deutschen Schisma so laut. Im Ausland spürt man, wie in Deutschland die Revolte gärt. Bischof Bätzing will auf das Problem, worum es hier wirklich geht, eigentlich keine Antwort geben.

Wenn Bätzing konkret auf die Segnungen eingeht, die ja in erster Linie zum Schisma-Vorwurf in den letzten Wochen geführt haben, sagt er: 

„In Deutschland und in anderen Teilen der Weltkirche diskutiert man seit langem, wie man das Lehramt [hinsichtlich gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und die Segnungen dieser] mit gültigen Argumenten weiterentwickeln kann … Aus diesem Grund bemüht sich der Synodale Weg, besonders im Hinblick auf das Thema der gelingenden Beziehungen, in einem weitreichenden Kontext zu diskutieren, der auch die Notwendigkeit, die Möglichkeit und die Grenzen der Entwicklung des kirchlichen Lehramts betrachtet. Die Perspektiven der Kongregation für die Glaubenslehre werden in diesen Debatten Platz finden.“

Auch in dieser Antwort tut Bischof Bätzing so, als ob man in Deutschland schön brav alles bloß besprechen wolle, ohne mit konkreten Handlungen vorzupreschen.

Das ist aber nicht der Fall: In Deutschland werden inzwischen Fakten geschaffen – siehe Segnungen! Den rebellischen Priestern und Basisgruppen ist es egal, was Bätzing behauptet.

Bischof Bätzing handelt zunehmend wie ein Getriebener. Er will es allen recht machen. Er versucht im Interview die Gemüter in Italien und anderswo zu beruhigen. Gleichzeitig will er nicht die Radikalen in Deutschland domestizieren und einhegen.

Das kann er auch nicht ohne Verlust von Ansehen machen, nachdem er sie selber angespornt hat, radikale Schritte zu unternehmen.

Einige Beispiele aus jüngster Zeit:

28. Mai 2020, Kirche und Welt: Bischof Bätzing für Segnung gleichgeschlechtlicher Paare

Januar 2021: Mehrfach hat er deutlich gemacht, dass er sich eine kirchliche Segnung für Paare vorstellen kann, die nicht kirchlich heiraten dürfen - auch für homosexuelle Paare. "Wir brauchen hierfür Lösungen, die nicht nur im Privaten greifen, sondern auch eine öffentliche Sichtbarkeit haben - aber deutlich machen, dass keine Ehe gestiftet wird", sagte Bätzing Ende Dezember im Interview der "Herder Korrespondenz".

25. März 2021, Hessischer Rundfunk: „Bätzing fordert "Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral". Segnungsverbot für Homosexuelle: Limburger Bischof stellt sich gegen Vatikan.

24.03.2021, Internetauftritt des Bistums Limburg (also seines eigenen Bistums): „Ich kann das Unverständnis verstehen und teile es ausdrücklich. Das Dokument aus Rom vom 15. März gibt den altbekannten Stand der Lehre wieder. Es wird aber in der Breite nicht mit einer Akzeptanz und einer entsprechenden Befolgung rechnen können. Ein Dokument, das sich in seiner Argumentation so eklatant einem Erkenntnisfortschritt theologischer und humanwissenschaftlicher Art verschließt, wird dazu führen, dass die pastorale Praxis darüber hinweggehen wird.

Fazit. Bischof Georg Bätzing hat möglicherweise die Sprengkraft seiner eigenen Worte nicht erkannt. Er hat wohl nicht einberechnet, dass er radikale Gruppen und Priester ermutigt hat, Fakten zu schaffen. Nun hat er hoffentlich erkannt, dass er selber zu weit ging.

Will Bischof Bätzing weiteren Schaden von der katholischen Kirche in Deutschland abwenden, muss er schnell und vor allem energischer gegen die Segnungen und sonstige rebellische Akte des radikalen Progressismus vorgehen.

Foto: Pressefoto Bistum Limburg