Für diese Studie hatten Theologiestudenten aus Münster und Berlin über 10.000 Katholiken aus 40 Ländern zu ihren Einstellungen zu Ehe, Familie und Sexualmoral befragt. Dazu gehörten Fragen zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, Empfängnisverhütung, Zölibat usw. Also die klassischen Reizthemen aus diesem Gebiet.
Einige Ergebnisse der Befragung: Eine Mehrheit der Katholiken hält voreheliche Geschlechtsbeziehungen für unproblematisch. Die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion wird von einer Mehrheit befürwortet. Auch künstliche Empfängnisverhütung ist für viele unbedenklich.
Mit dieser Studie konfrontiert, könnten unsere Bischöfe folgende Maßnahmen ergreifen:
1. Verkündigung der katholischen Sexualmoral in Hirtenbriefen, damit den Menschen bewusst wird, was die Kirche zum Thema lehrt.
2. In den Predigten sollte auf die Notwendigkeit der Reue, der Buße und des Besuches der Beichte immer wieder eingegangen werden.
3. Besonders wichtig wäre es, dass in den Predigten erklärt wird, dass die Verfehlungen wider das sechste Gebot schwere Sünden sind. Deshalb sind Reue, Buße und Beichte unbedingt notwendig.
4. Unsere Bischöfe und Priester müssten den Menschen klar sagen, dass die Einhaltung der Sexualmoral sehr schwierig ist. Die Reinheit erfordert viel Gebet, den regelmäßigen Empfang der Sakramente und ein Leben, das die Versuchungen meidet. Außerdem müssen sich die Katholiken völlig im Klaren sein, dass man sie verspotten und eventuell sogar verfolgen wird, wenn sie die Reinheit praktizieren. Die Welt, vor allem unsere heutige Welt, hasst die Reinheit und diejenigen, die sie praktizieren. Unsere moderne Welt führt einen erbitterten Kampf gegen die Reinheit.
5. Gerade den heutigen Menschen ist es wichtig zu erklären, dass Gott barmherzig ist und Er auch im Fall von Niederlagen mit allen möglichen Gnaden bereit steht, den Gefallenen wieder auf die Füße zu bringen. Jeder muss spüren, dass der Beichtstuhl ein Ort der Gnade und der Barmherzigkeit ist.
6. Besonders wirksam im übernatürlichen Sinne wäre es, wenn unsere Bischöfe die Klausurorden dazu aufrufen würden, besondere Gebete und Bußübungen zu verrichten, damit die Menschen entsprechend der Gemeinschaft der Heiligen mehr Gnaden zur Übung der Reinheit erhalten.
Doch all diese Maßnahmen sind nicht ausreichend, um eine wirkliche Wende herbeizuführen.
Denn wir haben es nicht nur mit einer Situation zu tun, in der die Menschen die Sexualmoral „vergessen“ haben oder sich den Versuchungen hingegeben haben.
Nein: Viele Menschen haben den Geist der sexuellen Revolution eingenommen. Sie haben die Prinzipien der sexuellen Revolution übernommen. Doch diese Prinzipien stehen dem katholischen Glauben diametral entgegengesetzt.
Deshalb müssen unsere Bischöfe nicht nur ein gigantisches Werk des Apostolats durchführen, damit die Menschen wieder die Reinheit praktizieren. Auch müssen unsere Bischöfe zu einer umfassenden Umkehr, zu einer Konversion und zu einer Verabscheuung der Prinzipien der sexuellen Revolution aufrufen. Die Menschen müssen dafür zuerst die Bosheit der sexuellen Revolution in all ihrer Tiefe erkennen und welche Beleidigung Gottes sie darstellt.
Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dass sich das Christentum in einer solchen kritischen Lage befindet.
Als der Apostel Bonifatius im Jahr 719 in das damalige Germanien kam, fand er zwei Hauptprobleme vor:
1. Einen weit verbreiteten Synkretismus, das heißt, die Vermischung des katholischen Glaubens mit dem Heidentum. Damals gab es sogar katholische Priester, die den katholischen Ritus UND die heidnischen Riten ausübten.
Der Synkretismus ist keine deutsche Erfindung. Man braucht nur die zwei Bücher der Könige in der Heiligen Schrift lesen um zu erfahren, dass die Israeliten zeitweise sowohl Jahwe wie auch Baal anbeteten. Gott sandte viele Propheten, um eben genau gegen diesen Relativismus vorzugehen. Der bekannteste Prophet aus dieser Zeit ist Elija.
Synkretismus ist eigentlich die Vermischung von Religionen. Das ist nicht genau, was heute hinsichtlich der sexuellen Revolution geschieht (weil diese keine Religion ist). Doch das Ergebnis ist vergleichbar: In den Menschen scheint eine seltsame, chaotische Gemengelage von zwei völlig konträren Geisteshaltungen oder Mentalitäten zu existieren.
Unsere Bischöfe müssten wie einst der Prophet Elija oder Sankt Bonifatius gegen diese Vermischung vorgehen.
2. Das zweite Übel, das der hl. Bonifatius vorfand, war die völlige Unabhängigkeit eines großen Teils des Klerus von Rom. Viele Bischöfe und Priester übten ihre Ämter so aus, als ob sie mit Rom nichts zu tun hätten. Für sie war das bestenfalls eine rein symbolische Verbindung.
Heute haben wir eine ähnliche Situation: Viele Katholiken finden den Papst zwar ganz gut, aber seine Lehre und seine Worte besitzen für das alltägliche Leben keine Bedeutung. Nur so kann jemand der Meinung sein, die Sexualmoral sei unwichtig.
Diese Einstellung ist katastrophal, denn sie führt die Seelen direkt in die Hände der sexuellen Revolution, die sie überall antreffen: Internet, Fernsehen, Schulsexualerziehung usw.
Katholiken, die aber treu zu Rom leben wollen, nehmen auch die Sexualmoral der Kirche ernst und es fällt ihnen einfacher, die Reinheit zu praktizieren.
Wir leben in einer Zeit des Glaubensabfalles und des Umbruches. Allein deshalb brauchen wir Menschen wie den hl. Bonifatius. Menschen mit Opferbereitschaft, mit Vision, mit prophetischem Geist und auch mit organisatorischem Talent, um die verkrusteten Strukturen renovieren zu können.
Beten und Bitten wir Gott, dass Er sich uns gegenüber barmherzig erweist und schnell Männer mit dem Geist des hl. Bonifatius zu seiner Kirche in Deutschland sendet.