Montag, 10. Juli 2017

Die „Ehe für alle“ ist in mehrfacher Hinsicht ein Paradigmenwechsel in der Bundesrepublik

Die "Ehe für alle" trübt massiv die Perspektiven der Christen in Deutschland
Nachdem der Bundestag die Öffnung des Ehegesetzes für gleichgeschlechtliche Paare beschlossen hat, hat sich die öffentliche Diskussion auf die Frage fokussiert, ob hierzu eine Änderung des Grundgesetzes nötig sei oder nicht. Die Gegner der „Ehe für alle“ halten das Gesetz für verfassungswidrig, während die Befürworter der gegenteiligen Auffassung sind. Eine Änderung des Grundgesetzes - wofür eine zweidrittel Mehrheit notwendig wäre -, sei deshalb unnötig. Insbesondere Bundesjustizminister Heiko Maas argumentiert gegen die Verfassungsänderung.

Die Frage nach der Verfassungsmäßigkeit ist besonders aktuell, sie erschöpft allerdings nicht die Wirkung des höchst kontroversen Beschlusses des Bundestages.

In Wahrheit stellt die Einführung der „Ehe für alle“ einen tiefen Schnitt in der Geschichte der Bundesrepublik dar. Hier soll kurz skizziert werden, in welchen Bereichen die Wirkung der „Ehe für alle“ besonders groß ist:

Beziehung zwischen Kirche und Staat

Die katholische Kirche, die nicht gerade dafür bekannt ist, sich intensiv in politische Diskussionen einzumischen, hat diesmal recht deutlich Kritik an der „Ehe für alle“ geübt und vor der Abstimmung im Bundestag sogar alle Abgeordneten angeschrieben. Auch haben sich etliche Bischöfe dazu geäußert, darunter der Präsident der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

Für die katholische Kirche ist die „Ehe für alle“ in der Tat völlig inakzeptabel. Eine Ehe kann für sie ausschließlich zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden. Rückt sie von dieser Position ab, hört sie auf, katholisch zu sein.

Das gilt natürlich auch vor allem für die sog. „sakramentale Ehe“, also für die kirchliche Ehe. Aber auch die Zivilehe ist aus der Sicht der Kirche kein Bereich, das ihr egal ist.

In der Beziehung zwischen Kirche und Staat kann die Einführung der Ehe für alle“ weitgehende Konsequenzen haben. Denn die Tatsache, dass nun zwei völlig unterschiedliche Institutionen (die kirchliche und die zivile Ehe) denselben Namen tragen, kann schnell zu größeren Schwierigkeiten im Verhältnis zwischen Kirche und Staat führen. Es geht aber nicht nur um die Bezeichnung der beiden Institutionen, sondern auch um die rechtlichen Implikationen: Gleichgeschlechtliche Paare, die eine (Pseudo-)Ehe abschließen, unterstehen demselben Gesetz, wie Paare aus Mann und Frau.

Kirche und Staat sind in Deutschland eng verflochten, insbesondere was den gigantischen karitativen Bereich angeht, also den Sozialstaat. Die Kirchen sind in diesem Sektor wichtige Arbeitgeber, so dass rasch „Homo-Ehen“ zu einem innerkirchlichen Problem werden könnten.

Die Kirchen besitzen zwar etliche Sonderrechte, vor allem im Arbeitsrecht, so dass sie sich irgendwie vor den negativen gesellschaftlichen Entwicklungen schützen können. Doch der Druck, diese Rechte der Kirchen abzuschaffen, nimmt seit Jahren deutlich zu. Es ist deshalb davon auszugehen, dass auch die katholische Haltung hinsichtlich der Ehe immer heftiger angegriffen werden wird mit dem Ziel, die katholische Kirche zum Einknicken zu bewegen oder sie gesellschaftlich zu isolieren.

Aus diesem Grund muss die katholische Kirche schnell Brandmauern errichten, damit die Erosion des Ehebegriffes nicht auf sie übergreift. Doch das ist nicht ausreichend: Die katholische Kirche muss einen richtigen Missionsfeldzug organisieren, um die Deutungshoheit über den Ehebegriff zurück zu gewinnen.

Bedeutung des Christentums in Deutschland

Die linkslastige „Frankfurter Rundschau“ hat den Sieg der „Ehe für alle“ im Bundestag folgendermaßen kommentiert: „Deutschland wird durch sie ein wenig säkularer“.

Das ist eine glatte Untertreibung: Mit der „Homo-Ehe“ hat der Staat sich angemaßt, einen Begriff, der seit Jahrtausenden existiert, nach Gutdünken um zu definieren. Das ist nicht nur ein Akt der Willkür, es ist auch ein direkter Angriff auf die christlichen Wurzeln Deutschlands. Der Staat hat zudem einen historischen Moment für diesen Schritt gewählt, in welchem die Schwäche des Christentums in Deutschland besonders sichtlich wird: Sämtliche Statistiken zeigen ein desolates Bild, was die Dynamik und Wirkkraft des Christentums hierzulande anbelangt.

Die Symbolkraft der Entscheidung des Bundestages kann deshalb kaum überschätzt werden.

Und es wird nicht bei der Ehe bleiben: Mit der Einführung der Gender-Ideologie ist der Staat sogar dabei, das Wesen des Menschen neu zu definieren. Wenn man heute behauptet, es gäbe nur Männer und Frauen – so wie es in der Bibel steht-, gilt man schon fast als Asozialer.

Das Signal, das der deutsche Staat mit der Einführung der „Ehe für alle“ aussendet ist eindeutig: „Wir (der Staat) besitzen die Deutungshoheit über die Institutionen, die zentral für eine Zivilisation sind. Nicht das Christentum und auch nicht die Kirchen!

Spaltung der Gesellschaft

Bischof Heinz Josef Algermissen von Fulda hat beim Eröffnungsgottesdienst des katholischen Kongresses „Freude am Glauben“ die „He für alle“ scharf kritisiert und erklärt: „Die Entscheidung der Abgeordneten führt zu einer Spaltung des Verständnisses von Ehe und zu deren schleichender rechtlicher Auflösung. Für die katholische Kirche ist eine solch fatale Änderung des allgemeinen Bewusstseins und Spaltung als Resultat der Bundestagsabstimmung grundsätzlich inakzeptabel. Da die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft aus sich heraus keine Kinder hervorbringen kann, wird durch diese Öffnung der „Ehe für alle“ eine tiefe Konfusion des Verständnisses von Ehe herbeigeführt.“

Dieser Vorwurf, die „Ehe für alle“ spalte die Gesellschaft, kommt dabei nicht von einem Bischof, der als besonders konservativ gilt und auf den Tisch haut, wenn es um gesellschaftspolitische Fehlentwicklungen geht.

Auch der katholische Publizist Andreas Püttmann, der keinesfalls verdächtigt ist, ein Konservativer oder ein Traditionalist zu sein, gab in der Zeitschrift „Idea-Spektrum“ zu bedenken, dass die „Ehe für alle“ die Gesellschaft polarisieren würde.

Und anders kann es nicht sein: Für einen wichtigen Teil der Gesellschaft ist es unzumutbar, dass der Begriff der Ehe in einem Hau-Ruck-Verfahren einfach umdefiniert wird. Die Entfremdung vieler mit dem deutschen Staat und mit dem politischen System kann mit solchen Entscheidungen nur wachsen.

Vor allem wenn man bedenkt, dass das deutsche politische System sehr stark auf Konsens aufgebaut ist. Die „Ehe für alle“ und die Form, wie sie durchgesetzt wurde, sind aber ein heftiger Stoß in die Magengrube vieler Menschen.

Christlich-Konservative werden politisch heimatlos

Die Abstimmung im Bundestag über die „Ehe für alle“ wurde möglich, weil Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer öffentlichen Veranstaltung der Zeitschrift „Brigitte“ sich gegen Parteitagsbeschlüsse und sonstige Abmachungen zu diesem Thema hinweggesetzt hat.

Damit zerschnitt Merkel eine der letzten Verbindungen der Union zum sog. christlich-konservativen Milieu.

Hinzu kommt, dass ca. 25 Prozent der Abgeordneten der Union für die „Ehe für alle“ gestimmt haben. Das bedeutet, dass der Sinn für die wahre Ehe selbst bei den Abgeordneten schon stark erodiert war.

In den Tagen nach der Abstimmung haben namhafte CDU-Politiker versucht, den Schaden zu begrenzen. Insbesondere Volker Kauder versuchte, die Verantwortung ganz der SPD zuzuschieben.

Wird das ausreichen? Was haben christlich-konservative Bürger von der Union noch zu erwarten?

Eines steht jedenfalls fest: Für dieses Wähler-Milieu ist die Union kein Garant für die Erhaltung christlicher Werte und Prinzipien. Nur wenn die Konservativen bereit sind, einen innerparteilichen Kampf zu führen, können sie erwarten, etwas innerhalb der Partei zu bewegen. Im Grunde ist  die Union zu einer Plattform für Interessengruppen mutiert, die teils völlig konträre Ansichten vertreten, wie etwa die US-amerikanischen Republikaner oder die britischen Konservativen. Die Partei als solches vertritt keine geschlossene und in sich kohärente Weltanschauung - eine Christliche schon gar nicht.


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