Sonntag, 11. Oktober 2015

Erzbischof Koch bekräftigt Unterstützung für Kardinal Kaspers Thesen

„Heiner Koch (Martin Rulsch) 1“ von Martin Rulsch, Wikimedia Commons, CC-by-sa 4.0. Lizenziert unter CC-BY-SA 4.0 über Wikimedia Commons
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat bei der im Vatikan tagenden Weltbischofssynode seine Unterstützung der Vorschläge von Kardinal Walter Kasper hinsichtlich der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion bekräftigt.

Heiner Koch ist zusammen mit Kardinal Reinhard Marx und Bischof Franz-Josef Bode einer der drei Delegierten der Deutschen Bischofskonferenz für die Familiensynode. Zudem ist Koch Berichterstatter der deutschen Sprachgruppe in der Synode,

Erzbischof Koch ignoriert komplett in seiner Stellungnahme die vielen Einwände von Kardinälen, Bischöfen und Theologen gegen die Ideen Kaspers. Er wiederholt lediglich, was er und Kasper schon mehrmals gesagt haben: Die Zulassung dieser Personen zur Kommunion solle aus Gründen der Barmherzigkeit geschehen.

Kochs Begründung ist mehr als problematisch: „Mir wird immer wieder deutlich, dass die Frage der Zulassung der wiederverheiratet Geschiedenen zur Eucharistie nicht in erster Linie eine Frage nach der Unauflöslichkeit des Sakraments der Ehe ist.“

Die Nicht-Zulassung zur Kommunion und die Unauflöslichkeit sind aber eng miteinander verbunden: Weil die Ehe unauflöslich ist, ist Ehebruch eine schwere Sünde. In diesem Zustand befinden sich entsprechend der katholischen Sexuallehre Personen, die eine zweite Zivilehe nach der Scheidung eingehen. Nach der Lehre der Kirche dürfen Personen, die eine schwere Sünde begangen haben, nicht die Kommunion empfangen, solange sie diesen Zustand nicht beendet haben.

Erstaunlich ist Kochs Argumentation hinsichtlich der Barmherzigkeit: „Für viele Menschen stehen in dieser Frage die Kirche und ihre Barmherzigkeit in Frage.“

Es ist unerheblich, was „viele Menschen“ unter dem Begriff „Barmherzigkeit“ verstehen. Was „viele Menschen“ darunter verstehen, ändert sich sowieso im Laufe der Zeit und kann keine Grundlage für irgendeine Moral sein, die den Anspruch hat, ewig zu währen. Maßgeblich ist deshalb, was die Kirche darunter versteht und was sie lehrt.

Barmherzigkeit bedeutet, den schwachen oder gefallenen Menschen zu helfen, sich zu erheben und sich auf den Weg zu Gott zu machen. Barmherzigkeit bedeutet aber nicht, den Menschen in seinem gefallenen Zustand zu belassen und so zu tun, als ob es in den Augen Gottes egal ist, wie er lebt. Barmherzig handelt die Kirche, wenn sie dem Ehebracher empfiehlt, den Zustand des Ehebruchs zu verlassen und nach den Geboten Gottes zu leben.

Barmherzigkeit, die sich nicht an der Wahrheit orientiert, ist keine Barmherzigkeit, sondern Sentimentalismus.

Erzbischof Koch bedauert, dass sich viele von der Kirche entfernen, weil sie sich zurückgewiesen fühlen. Diesen Menschen soll die Kirche erklären, sie müssten lediglich das intime Zusammenleben mit dem Partner beenden, um wieder die Kommunion empfangen zu dürfen.

Diese Forderung klingt für moderne Ohren zwar hart, sie ist es aber nicht. Wäre die Kirche nicht bereit, die Menschen in bestimmten Lebenslagen zur Abstinenz aufzufordern, würde sie implizit behaupten, dass die Einhaltung der katholischen Sexualmoral unmöglich ist.