Nun meldet sich der Kirchenhistoriker Arnold Angenendt aus Münster zu Wort und fordert von der Kirche ein Umdenken in der Sexuallehre.
Die Kernthese Angenendts: Die katholische Sexualmoral sei eine kulturelle Erfindung, die sich entsprechend der umgebenden Kultur gebildet hätte.
„Die katholische Kirche folgt immer noch der mittelalterlichen Auffassung, nach der der männliche Samen bereits den fertigen "Homunkulus", also ein kleines Menschlein, enthalte und die Frau sozusagen nur die Ackerfurche für den Samen bilde. Dies war der Grund für die Verdammung jedweder Form von "Samenvergeudung““, so Angenendt.
Da die Wissenschaft schon längst diese mittelalterliche Vorstellung widerlegt hat, sollte die Kirche ihre Sexualmoral anpassen.
Überhaupt müsse man die Bibel aufgrund der „modernen Wissenschaft“ völlig neu interpretieren: „Die Theologie hat auch gelernt, dass die Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis nicht die naturwissenschaftliche Realität beschreibt. Spätestens seit Darwin muss man das Buch Genesis als einen Mythos bezeichnen, der eine Glaubensaussage formuliert.“
Zum Modethema „Homosexualität“ meint der Professor aus Münster: „Die moderne Wissenschaft hat aber klar herausgearbeitet, dass die homosexuelle Orientierung als eine eigene anthropologisch gegebene Grundposition menschlicher Sexualität betrachtet werden muss, genau so wie Heterosexualität. ... Es spricht also nichts dagegen, auch die Homosexualität neu zu bewerten.“
Es wird wohl nicht lange dauern, bis ein weiterer Progressist versucht, Angenendt links zu überholen.