Montag, 9. Januar 2017

Schaltet der Progressismus wieder auf Angriff?

Joachim Frank in Katholisch.de, Screenshot
Selten hat ein päpstliches Dokument zu einer derart großen Kontroverse geführt, wie das postsynodale Amoris Laetitia. Schon die Interpretationen des Schreibens in der Zeit nach der Veröffentlichung waren äußerst vielfältig und nicht selten widersprachen sie sich heftig.

Kurz zusammengefasst: Auf der einen Seite des Auslegungsspektrums befinden sich diejenigen, die der Auffassung sind, es hätte sich nichts geändert, Amoris Laetitia sei entsprechend des traditionellen Lehramtes zu lesen, das keine Ausnahmen bei der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene zulässt.

Am anderen Pol findet man die Stimmen, die darin Aufbruch zu einer ganz anderen Kirche sehen, die mit der alten Kirche gebrochen hat.

Um diese Kakophonie zu beenden, richteten die Kardinäle Burke, Brandmüller, Meisner und Cafarra ihre „Dubia“ an Papst Franziskus mit der Bitte, er solle klarstellen, wie sein Apostolisches Schreiben zu verstehen sei. Nun wartet man auf eine Antwort.

Lange Warten können die tätigen Seelsorger (Pfarrer und sonstige aktiven Priester) nicht. Im Beichtstuhl oder sonstwo in ihren Wirkorten werden sie mit der Frage konfrontiert, was nun die gültige Sakramentenlehre und -Disziplin sei.

So ist man in einigen Bistümern dazu übergegangen, Fakten zu schaffen und selber zu bestimmen, wie nun zu handeln sei. So hat beispielsweise Kardinalvikar Agostino Vallini für Rom bestimmt, dass wiederverheirateten Geschiedenen in sehr wenigen Einzelfällen und nach genauer Prüfung die Kommunion erteilt werden könne.

[Meine persönliche Meinung zu diesem Schritt ist, dass der Kardinalvikar, der im Wesentlichen die Stellung eines Generalvikars innehat, nicht befugt ist, eine solche Bestimmung zu erlassen. An den widersprüchlichen Reaktionen wird klar, dass Amoris Laetitia undeutlich bzw. missverständlich ist. Selbst nach Anfragen hat der Papst nicht klar gestellt, was er in den umstrittenen Passagen aussagen wollte. Aus diesem Grund greift der Kardinalvikar Roms einer Entscheidung des Papstes vor und erweckt den Eindruck, dass es eine „geheime Agenda“ gäbe.]

Nun hat der Progressismus in der Person Joachim Franks, Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP), in einem Artikel in Katholisch.de seine zurückhaltende Haltung beendet und auf Angriff geschaltet: Was Kardinalvikar Vallini beschlossen hat, geht nicht weit genug. Die Kommunion sollte allen erteilt werden.

Es war eigentlich eine Frage der Zeit, wann die Progressisten wieder mit ihrem üblichen fordernden Habitus auftreten würden, den sie nach Veröffentlichung von Amoris Laetitia abgelegt hatten. 

Ihr langfristiges Ziel ist, das römische Lehramt komplett abzuschaffen oder zur Bedeutungslosigkeit zu degradieren und eine egalitäre Kirche zu errichten. 

An der Stellungnahme Franks wird deutlich, dass Zugeständnisse an die Progressisten diese niemals zufrieden stellen werden: Solange sich die k atholische Kirche nicht völlig dem Zeitgeist angepasst hat, werden sie nicht ruhen.